Erholsamer und vor allem gesunder Schlaf ist wichtig. Aber die Qualität der Erholung wird maßgeblich von unserer Schlafumgebung beeinflusst. Selbst im heimischen Schlafzimmer sind Strahlungsquellen aktiv – auch das eigene Handy trägt einen erheblichen Anteil dazu bei. Besonders dann, wenn Sie neben dem eingeschalteten Handy schlafen, ist der Körper auch nachts elektromagnetischen Strahlen ausgesetzt. Dabei stellt die nächtliche Ruhephase eine gute Gelegenheit dar, seinem Körper eine längere Auszeit von der allgegenwärtigen Strahlungsexposition zu gönnen. Denn das eigene Bett lässt sich ohne viel Aufwand wirkungsvoll gegen Elektrosmog abschirmen.
Handy allzeit griffbereit
Früher las man vor dem Schlafen zur Entspannung ein Buch. Durch die begrenzten Sinneseindrücke wurde der Stresspegel reduziert. Sobald die Augen müde wurden schaltete man das Licht aus. Mittlerweile ist es zur Gewohnheit geworden, mit dem Handy am Bett noch kurz die Mails zu sichten, WhatsApp Benachrichtigungen zu schreiben oder die neuesten Nachrichten zu lesen. Oft liegt das Handy permanent griffbereit neben dem Bett. Morgens meldet sich das Smartphone mit einem Klingeln und für viele ist es längst zur Gewohnheit geworden, nach dem Ausschalten des Weckers gleich wieder online zu gehen.
Auch während der nächtlichen Ruhephase sind die meisten Menschen so 24 Stunden am Tag erreichbar, online und der Handystrahlung ausgesetzt. Das bleibt nicht ohne Folgen: in der Studie: „Brain Drain: The Mere Presence of One’s Own Smartphone“ weist Adrian F. Ward nach, dass bereits die Anwesenheit eines Smartphones die geistigen Fähigkeiten der Besitzer messbar beeinträchtigt. Die WHO stufte Mobilfunkstrahlen als „möglicherweise krebserregend“ ein. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt ebenfalls, die Strahlungsbelastung auf ein Minimum zu reduzieren.
Gesundheitliche Schäden durch Elektrosmog und Mobilfunkstrahlung
In einer Vielzahl von Studien wurden die Auswirkungen von hochfrequenten elektromagnetischen Strahlen auf die Gesundheit untersucht. Spätesten seit 2018 die Ramazzini-Studie veröffentlicht wurde, müssten die Alarmglocken laut schrillen.
Die italienischen Krebsforscherin Fiorella Belpoggi hatte in dieser Untersuchung nachgewiesen, dass das Tumorrisiko bei Versuchsratten signifikant zunimmt, wenn diese einer Dosis von Mobilfunkstrahlung ausgesetzt sind, die in unserem Alltag üblich ist.
Aber nicht nur unsere allgemeine Gesundheit leidet unter Mobilfunkstrahlung, sondern auch unsere Gedächtnisleistung. Zumindest legt das eine kürzlich durchgeführte Studie aus der Schweiz nahe, der zufolge häufiges Telefonieren die Gedächtnisleistung negativ beeinflusst. Längst dienen Handys nicht mehr nur dazu, Telefonate zu führen. Seitdem das mobile Internet jederzeit und überall verfügbar wurde, stieg die Intensität und das Ausmaß der Nutzung massiv an. Da das erst seit einem relativ kurzen Zeitraum der Fall ist, können aktuelle Studien die Langzeitfolgen noch gar nicht ausreichend untersuchen. Vorsicht und Aufklärung sind daher nötig.
Elektrosensibilität
Es gibt Menschen, die auf Elektrosmog sensitiver und empfindlicher reagieren als der Durchschnitt. Man könnte auch sagen, sie reagiere früher wie andere Menschen. Sie reagieren z.B. mit Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder innerer Unruhe. Leider sind dies nur die harmlosesten Auswirkungen und Betroffene leiden mit vielen weiteren Beschwerden. Durch Handystrahlung wird im Körper u.a. oxidativer Stress erzeugt, der zu einer Vielzahl an Beschwerden führen kann. Seit 2006 hat die WHO die Symptome der Elektrosensibilität anerkannt, immerhin ein Anfang. Im vollen Umfang sichtbar werden die Folgen von Handystrahlung leider oft nur zeitverzögert, weshalb Langzeitstudien so wichtig sind. Hinweise auf die Gefahr, die von Smartphones und den Mobilfunknetzen ausgehen, gibt es jedoch schon reichlich. (Studiendatenbank) Menschen, die unter Elektrosensibilität leiden, haben es im Alltag besonders schwer, sich zu schützen. Um sich im Alltag im öffentlichen Raum bewegen zu können, ist es für sie mitunter sogar nötig spezielle Abschirmkleidung zu tragen.
Kürzere Tiefschlafphasen durch intensive elektromagnetische Felder
Selbst wenn ein Smartphone nachts nur daliegt, man es also nicht aktiv bedient, können sich viele Anwendungen im Hintergrund synchronisieren oder aktualisieren. Das Datenvolumen ist oft überraschend hoch, da eine Vielzahl von Apps, die irgendwann installiert wurden, unkontrolliert Daten austauschen. Die Funktionen zum Senden und Empfangen von Daten über Mobilfunk und WLAN sind oft permanent aktiv. Liegt das Smartphone auf dem Nachttisch, entsteht die Strahlenbelastung außerdem nahe am Kopf. Eine der wenigen Studien zu Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern auf den Schlaf wurde von dem Karolinska Institut in Stockholm und der Uppsala Universität mit 71 Probanden durchgeführt. Das Ergebnis ist, dass die mit Mobilfunkfrequenzen bestrahlten Personen länger benötigten, um die ersten Tiefschlafphasen zu erreichen und dort auch weniger Zeit verbrachten.
Es gibt auch eine Vielzahl von subjektiven Beschreibungen von Personen, die angaben, schlechter mit eingeschaltetem WLAN zu schlafen. Aus Gründen der Risikovorsorge sollte man daher versuchen, die Strahlungsbelastung während der Schlafenszeit zu minimieren oder den Elektrosmog mit einer Abschirmung am Bett zu reduzieren. Neben der Strahlungsbelastung hat ein Handy am Bett weitere Auswirkungen. Ein LCD Bildschirm hat einen hohen Anteil an Blaulicht, das in der Natur hauptsächlich am Tag vorkommt. Nachts dominiert dagegen rötliches Licht. Dem Körper wird damit signalisiert, dass es Tag ist. Dieser reagiert darauf, indem er weniger Schlafhormon Melatonin ausschüttet. Es sollte daher nachts der Blaufilter für den Bildschirm eingeschalten sein, um den Anteil an blauem Licht zu reduzieren.
Maßnahmen zur Reduzierung der Strahlungsbelastung
Am besten sollte das Handy am Bett nachts ganz ausgeschalten sein bzw. in den Flugzeugmodus geschalten werden. Damit wird die Strahlenbelastung auch ohne zusätzliche Abschirmung auf einfache Weise reduziert. WLAN Anlagen sollte gänzlich vermieden oder als Mindestschutz wenigstens nachts ausgeschaltet werden.
Vielleicht gibt es aber Gründe dafür, dass man beruflich oder privat auch nachts erreichbar sein muss. Zum Beispiel als Ansprechpartner in Notfällen für eine pflegebedürftige Person. Ein schnurloses Telefon mit DECT Technologie ist keine Alternative, da diese Technologie ebenfalls Strahlung gleich dem Smartphone abgibt. Eine Möglichkeit wäre ein Full Eco Modell, welches tatsächlich nur dann strahlt, wenn aktiv telefoniert wird und ansonsten die Funksignale abschaltet.
Vor Elektrosmog während der Nacht kann man sich mit einem speziellen Abschirmbaldachin wirkungsvoll schützen, wenn Handystrahlung von aussen eindringt, z.B. durch einen naheliegenden Mobilfunkmasten. Diese funktionieren nach dem Prinzip des Faraday’schen Käfigs: Der abzuschirmende Raum wird mit feinmaschigen Drahtnetzen oder Geweben mit Metallfäden umgeben. Es können aber auch die Wände mit Tapeten oder Wandfarben behandelt werden, die Metallspuren enthalten. Die Metalloberflächen spiegeln die auftreffende Strahlung weitgehend zurück. In der Praxis könnte ein Baldachin den Elektrosmog als Abschirmung über dem Bett reduzieren. So lässt sich die Strahlungsbelastung während der Schlafenszeit minimieren und Sie gönnen Ihrem Körper endlich eine längere Ruhephase, in der er nicht permanenter Strahlung ausgesetzt ist.
Quellen:
Adrian F. Ward, Kristen Duke, Ayelet Gneezy and Maarten W. Bos:
„Brain Drain: The Mere Presence of One’s Own Smartphone Reduces Available Cognitive Capacity“
https://www.researchgate.net/publication/315966604_Brain_Drain_The_Mere_Presence_of_One’s_Own_Smartphone_Reduces_Available_Cognitive_Capacity
Ramazzini-Study concerning cancer in rats caused by mobile phone radiofrequency
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29530389
Studie des Karolinska Instituts in Stockholm und der Uppsala Universität
„Effects of evening exposure to electromagnetic fields emitted by 3G mobile phones on health and night sleep EEG architecture“
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30648318
Schweizer Tropen- und Public Heallth Institut (TPH):
„A prospective cohort study of adolescents‘ memory performance and individual brain dose of microwave radiation from wireless communication“
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30044230