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Mikrowellenhören

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Hochfrequente, leistungsstarke Felder können das Innenohr stimulieren. Als Folge davon nimmt man summende oder klickende Geräusche wahr. Dieses Phänomen bezeichnet man als Mikrowellenhören, das vor allem in der Nähe leistungsstarker Radaranlagen auftreten kann.

Eigenschaften von Mikrowellen

Mikrowellen sind eine hochfrequente elektromagnetische Strahlung im Bereich zwischen 300 MHz und 300 GHz. Damit liegt das elektromagnetische Spektrum zwischen Radiowellen und Infrarotstrahlung. Aufgrund der kurzen Wellenlänge können sich diese leicht durch Luft fortbewegen. Die Strahlung wird von der Atmosphäre nicht reflektiert und breitet sich auf der Erde nur geradlinig aus. Aufgrund der Erdkrümmung beträgt die Reichweite vom Sendemast bis zum Empfänger nur bis zu 50 Kilometer. Die Eigenschaften der Strahlung entdeckten und untersuchten Wissenschaftler bereits im 19. Jahrhundert.

militaerischer Radarschirm scannt den Flugverkehr
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Im 2. Weltkrieg wurde mit der Einführung des RADAR’s („radio detection and ranging“) zum ersten Mal die Technik in großem Maßstab praktisch eingesetzt. Mit dieser Technologie ist es möglich, eine funkgestützte Ortung und Abstandsmessung für Flugzeuge durchzuführen. Durch Zufall entdeckte Percy Spencer die Funktionsweise eines Mikrowellengeräts, als er 1946 an einer Radaranlage arbeitete. In seiner Jackentasche schmolz ein Schokoladenriegel plötzlich zu einem Klumpen zusammen. Als Ursache identifizierte er die abgestrahlte Energie der Radaranlage. Mit dieser Erkenntnis erfand er den Mikrowellenherd. Dieses Gerät kann Lebensmittel in sehr kurzer Zeit erhitzen und befindet sich mittlerweile in fast allen Haushalten. Nach dem gleichen Prinzip erwärmt Mikrowellenstrahlung aber auch das Gewebe lebender Organismen.

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Moderne Kommunikationstechnologien wie WLAN, Mobilfunk, Bluetooth oder Satellitenkommunikation verwenden hochfrequente elektromagnetische Wellen zur Datenübertragung. Die Mobilfunkstrahlung der Standards von GSM bis zu 5G liegt im Frequenzbereich von 700 MHz bis ca. 4 GHz. Auch das GPS-Navigationssystem arbeitet mit Mikrowellen in diesem Frequenzbereich. Die Vielzahl an unterschiedlichen Quellen von hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung erzeugt einen diffusen Elektrosmog. Dieser steht im Verdacht, Krankheiten auslösen zu können. Mit einem Anstieg der Strahlenbelastung erhöht sich auch die Gefahr für gesundheitliche Risiken.

Das Phänomen Mikrowellenhören

Mikrowellen können als elektromagnetische Wellen normalerweise nicht von unserem Gehör wahrgenommen werden. Aber bereits im Zweiten Weltkrieg berichteten Soldaten wiederholt, dass sie nahe bei einem Funkmast einer Radaranlage Klicklaute hörten. Der amerikanische Neurowissenschaftler Allen Frey untersuchte in den sechziger Jahren dieses Phänomen. Dabei konnte er dieses Mikrowellenhören reproduzierbar nachweisen. Er stellte fest, dass die akustische Wahrnehmung nur auftritt, wenn die Wellen in kurzen Pulsen abgestrahlt werden. Die Pulse müssen zudem leistungsstark sein, damit man diese als Summen oder Klicken wahrnimmt.

Phaenomen Mikrowellenhoeren
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Wie der Höreindruck entsteht, ist auch heute noch nicht restlos geklärt. Es wird vermutet, dass die kurzen und leistungsstarken Hochfrequenzsignale das Gewebe des Gehirns erwärmen und sich dieses ausdehnt. Dadurch werden kleine Druckwellen ausgelöst, die über den Schädel zum Innenohr geleitet werden. Die betroffene Person hört dann ein Geräusch, obwohl von außen keine Schallwellen auf das Ohr treffen. Man spricht dann vom Mikrowellenhören. Es sind sehr hohe Leistungen pro Puls notwendig, um auf diese Weise hörbare Reize auszulösen. Die Felder von Radio- und Fernsehsendern sowie die des Mobilfunks können das Mikrowellenhören nicht hervorrufen. Dieses Phänomen tritt daher vor allem in unmittelbarer Nähe zu einem Funkmast einer leistungsstarke Radaranlage auf.

Kann das noch gesund sein? – Gesundheitliche Risiken

Die New York Times recherchierte für einen Artikel, dass amerikanische Botschaften in der kubanischen Hauptstadt Havanna und in der chinesischen Stadt Guangzhou mit Hilfe von Hochfrequenzsignalen angegriffen wurden. In beiden Fällen klagten Angehörige der Botschaften über Schwindel, Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen und die Wahrnehmung von Geräuschen.

Nach Ausschluss aller anderen Möglichkeiten stellte James Lin von der University of Illinois die These auf, dass die wahrscheinlichste Ursache hochfrequente Strahlung ist. Ein eindeutiger Nachweis ist nur schwer möglich, weshalb dies als Waffe für das Militär sehr interessant ist.

In Deutschland berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über diesen Vorfall. Für einen solchen Angriff sind sehr starke Sender notwendig. Im Alltag liegen die Strahlungsleistungen, denen wir ausgesetzt sind, glücklicherweise weit darunter. Außerhalb von militärischen Einsätzen sendet nur ein Funkmast einer Radaranlage solch starke Impulse aus, um bei Personen das Phänomen Mikrowellenhören auszulösen.

Funkmast
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Ein Sendemast einer Mobilfunkanlage strahlt nach aktuellen Erkenntnissen hierfür zu wenig Leistung aus. Auch andere Quellen sind normalerweise zu schwach, um ein Mikrowellenhören bei Personen in der Umgebung zu erzeugen. Trotzdem sind gesundheitliche Risiken durch Elektrosmog nicht ganz auszuschließen. Speziell elektrosensitve Personen berichten über unterschiedliche Krankheitssymptome, sobald sie sich in der Nähe von Sendern für Mobilfunkstrahlung befinden.

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Typische Beschwerden sind Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Übelkeit, Schwindel, Herzklopfen und Schlafstörungen. Die Symptome sind nicht spezifisch, sondern treten auch bei vielen anderen Krankheiten auf. Die Krankheitsbilder ähneln – mit Ausnahme des Phänomens Mikrowellenhören – denen, die die Angehörigen der US-Botschaften bei dem mutmaßlichen Angriff beschrieben. Verschiedene Studien deuten drauf hin, dass sensitive Personen bereits bei geringeren Leistungen Krankheitssymptome entwickeln können.

Mögliche Maßnahmen

Mit einer Elektrosmog-Abschirmung kann man die Strahlenbelastung deutlich reduzieren. Hierfür gibt es eine Reihe verschiedener Abschirmprodukte.

Abschirmung mit hoher Schirmdaempfung fuer Flaechen mikrowellenhoeren

Das Prinzip ist immer ähnlich: mit einer Ummantelung aus einem strahlungsabweisenden Material wie Metall, Metallfäden, Graphit oder ähnlichem wird eine Elektrosmog-Abschirmung aufgebaut. Die hochfrequenten Wellen werden dadurch reflektiert. Auf diese Weise kann man einzelne Bereiche wie das Bett aber auch das ganze Gebäude abschirmen und für strahlungsarme Bereiche sorgen. Für den direkten Schutz des Körpers gibt es Abschirmkleidung, wie Unterwäsche oder Kopfbedeckungen.

Strahlenschutz fuer den Koerper mikrowellenhoeren

Auch wenn die Auswirkungen von Elektrosmog auf den Körper noch nicht vollständig erforscht sind, können mögliche Gesundheitsrisiken damit vorbeugend reduziert werden.


Quellen:
http://cfn.physik.uni-saarland.de/Dokumente/Manuals/Mikrowellen.pdf
https://www.nzz.ch/wissenschaft/mikrowellen-ld.1419976
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/kuba-us-diplomaten-koennten-mit-mikrowellen-waffen-attackiert-worden-sein-a-1226308.html