Frau im CT Scan - Verursacht 5G Strahlung Krebs?
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Verursacht 5G Strahlung Krebs?

« Europa am Rande einer Krebs-Epidemie »

Mit jedem neuen Mobilfunk-Standard verschärft sich die Diskussion darüber, wie stark die Strahlung der Gesundheit schadet. Auf akademischer Ebene herrscht diesbezüglich schon länger Konfusion: Während unabhängige Studien Elektrosmog negativ gegenüberstehen, verweisen andere Studien darauf, dass das 5G Netz die Krebs-Gefahr sogar gezielt minimiere. Doch wem soll man noch Glauben schenken, wenn jede Forschungsarbeit nur interessengestützte und vorgefertigte Meinungen bestätigt?

Zunehmender Elektrosmog: Kampf gegen Windmühlen

Dieser Missstand wurde nirgends so deutlich wie in der 3Sat-Sendung „Zehn vor Zehn“ vom 8. November 2017. Stephan Netzle, der Vorsitzende der Schweizer Kommunikationskommission, ignorierte hier sämtliche Erkenntnisse der weltweiten Krebs-Forschung und nutzte die TV-Plattform zu reinen Propagandazwecken: „Alle Bürger wollen schnelles Internet und stabile Verbindungen. Aber niemand möchte den Preis dafür zahlen.“ Netzle bezog sich hierbei auf den Umstand, dass die Schweizer Grenzwerte für 5G Strahlung im Vergleich zum EU-Raum deutlich restriktiver gestaltet wurden. Für den Netzausbau seien demnach zahlreiche neue Sender vonnöten.

5G Funkmast
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Zumindest solange der Gesetzgeber keine Anpassungen vorzunehmen bereit sei: „Die bestehende Infrastruktur wurde vorausschauend, also auch im Hinblick auf kommende Mobilfunk-Generationen konzipiert. Demnach ist sie ohne Einschränkungen dazu fähig, die 5G Strahlung landesweit zu transportieren.“ Bedenken darüber, dass das 5G Netz die Krebs-Gefahr im Land massiv ansteigen lassen könnte, seien letztlich irrelevant, da „die Bürger selbst keinen Willen zeigen, sich vor Esmog zu schützen.“ So ginge die primäre Krebs-Gefahr wohl von den Empfangsgeräten aus und die Verbraucher wären innerhalb von Menschenmengen höherer Strahlung ausgesetzt, als in direkter Nähe zu heutigen Mobilfunk-Masten.

HF+NF | Messkoffer MK10 für Elektrosmog

Führende Mediziner blieben dennoch skeptisch und forderten den Ausbau zu stoppen, bis alle Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher restlos geklärt wurden. Denn dass der neue Standard 5G die Krebs-Statistiken in der Schweiz und im restlichen Europa beeinflussen wird, sei allgemein bekannt. Nun stelle sich nur noch die Frage, wie stark das sein wird.

„Klare“ Aussage: Mobilfunkstrahlung ist vielleicht krebserregend

Da kann die WHO bzw. deren Krebsforschungsagentur IARC behilflich sein. Sie verglich zuletzt im Mai 2011 die gesammelten medizinischen Erkenntnisse über hochfrequente elektromagnetische Felder (z.B. Radar, Mikrowellen und Mobilfunkstrahlung) und dessen Gefahren. Dabei wurde zunächst auf den Umstand hingewiesen, dass in Handy-Signalen nicht genügend Energie gebündelt ist, um Krebs auszulösen. Hierzu bedarf es ionisierender, also radioaktiver, Strahlung. Es wurden allerdings indirekte Effekte auf die menschliche Gesundheit festgestellt.

So haben hochfrequente Felder noch immer das Potential, bereits vorgeschädigte Zellen abschließend zu modifizieren und zur Bildung von Tumoren anzuregen.

Die IARC stufte Elektrosmog daher als „möglicherweise krebserregend“ ein. Es ist kein Zufall, dass dies nach Beamten-Deutsch klingt und geht auf die Krebsskala der Agentur zurück. Es handelt sich hierbei um ein fünfstufiges System, das die karzinogene Wirkung aller chemischen Stoffe und Umweltbedingungen klassifiziert, die von der WHO jemals genauer überprüft wurden. Das stellt sich dann im Einzelnen wie folgt dar:

  • Kategorie 1 (krebserregend): u.a. Arsen, Asbest, Tabak, Plutonium
  • Kategorie 2a (wahrscheinlich krebserregend): Rotes Fleisch, Chlor, Glyphosat, Schichtarbeit
  • Kategorie 2b (möglicherweise krebserregend): Blei, Dieselkraftstoff, Mobilfunkstrahlung
  • Kategorie 3 (ohne eindeutigen Befund): Koffein, Tee, Melanin
  • Kategorie 4 (wahrscheinlich nicht krebserregend): Caprolactam (Kunststofffasern)

Tierstudien, wie die  NTP – und Ramazzini  – Studien zeigten höhere Krebsraten bei Ratten, die der Strahlung von Mobiltelefonen ausgesetzt waren. Daher fordern Wissenschaftler nun, dass die IARC die Mobilfunkstrahlung auf einen „wahrscheinlichen“ Krebswirkstoff [Gruppe 2A] oder einfach „krebserregend für Menschen“[Gruppe 1] höhergruppieren sollte.

Mann mit fragendem Ausdruck - Verursacht 5G Strahlung Krebs?
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Sender vs. Handy – Was verursacht mehr Elektrosmog?

Wie lässt sich nun also das Gefährdungspotential der veralteten Technik auf 5G und dessen Krebs-Risiko übertragen? Das Krebs-Risiko das in Studien mit 2G, 3G und 4G belegt wurde, lässt sich auf 5G übertragen. Von der Grundsubstanz handelt es sich um die „gleichen“ elektromagnetische Felder, jedoch mit deutlich optimierter Übertragungstechnologie, anderen Sendeleistungen, andere Modulation usw. Es ist daher anzunehmen, das das Krebs-Risiko steigt. LTE-Technik verblieb bisher immer innerhalb des Megahertz-Bereiches. 5G wird dagegen bereits mit 2 – 3,7 GHz starten und soll in den kommenden Jahrzehnten womöglich Frequenzen bis zu 60 Gigahertz nutzen. Damit lassen sich zwar mehr Daten übertragen, gleichzeitig wird aber die Reichweite der Sender empfindlich eingeschränkt. Was im Endeffekt darauf hinausläuft, dass sie näher an die Verbraucher heranrücken müssen: Während der heutige Minimalabstand gleich mehrere Meter misst, werden kommende Sender ins Straßenbild integriert. Die Folgen dieser Revolution an Netzabdeckung und Geschwindigkeit ist im Moment nicht abschätzbar und birgt daher ein hohes Risiko.

Zu der Mobilfunkstrahlung der 5G-Sendemasten gesellen sich natürlich noch die schädigenden Effekte der eigenen Smartphones, Tablets, kurzum aller Endgeräte an Mann oder Frau. Endgeräte sind zudem vom individuellen Gebrauch abhängig und Emissionen zusätzlich schwer zu kalkulieren. Dass er den Löwenanteil der Gesundheitsgefahr ausmacht, ist indessen unbestritten: Mehrere Studien erbrachten den Nachweis, dass der exzessive Gebrauch moderner Smartphones das Risiko von Gliomen (seltene Hirntumore) um etwa 50 Prozent ansteigen lässt.

Junge Frau mit Handy in einer 5G Umgebung
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SAR-Wert beachten. Sinnvoll?

Die WHO ermittelte hierfür die Leistung von 2 Watt pro Kilogramm (bezogen aufs Körpergewicht des Nutzers) als Grenzwert. Dabei gilt: Je kostspieliger das Handy, umso niedriger ist die von ihm ausgesendete Strahlung. Hochwertige Geräte sind in der Regel mit Umweltschutzsiegeln gekennzeichnet. Der Blaue Engel ist hierfür ein konkretes Beispiel: Telefone mit diesem Zeichen dürfen maximale SAR-Werte von 0,5 (während des Telefonierens) bis 1 W/kg (Betrieb am Körper) aufweisen. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt daher zunächst, jenen Aspekt im Auge zu behalten, um die Strahlungsintensität zu reduzieren. Darüber hinaus sei die individuelle Exposition, also das eigene Telefonverhalten, zu überprüfen:

  • Telefonieren Sie nur mit Headset
  • Zeitgleiches Telefonieren und Surfen im Netz erhöht das Datenvolumen und auch die Strahlungsintensität
  • Beachten Sie den vom Hersteller empfohlenen Mindestabstand
  • Verwenden Sie das Telefon prinzipiell nur bei gutem Empfang

Bei Handys von Kindern und Jugendlichen ist der Online-Modus grundsätzlich zu deaktivieren.

Leider muss erwähnt werden, das der SAR-Wert keinen zuverlässige Anhaltspunkte auf strahlungsarme Geräte bietet. Der Fehler liegt wie so oft bei der Bewertung von elektromagnetischen Felder in der Grenzwertfestlegung. Bei den offiziell gültigen Grenzwerte, wie auch beim SAR-Wert geht man von thermischen Wirkungen aus den Körper aus. Absorption ist nicht mit einer biologischen Wirkung auf Zellebene vergleichbar und daher kein geeignetes Einstufungskriterium. Der SAR-Wert hilft in sofern, die „Sendeleistung“ eines Mobiltelefons etwas einschätzen. Eine Ableitung, ein SAR-Wert von 0,5 – 1W/kg würde gesundheutlich unbedenklich sein, allerdings fahrlässig.

Kleinkind mit Handy
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2020 – 2024: IARC strebt Neubewertung der Krebs-Gefahr an

Womit das Thema 5G und Krebs-Risiko aber keinesfalls abgeschlossen ist: Im April 2019 verkündete die IARC, dass eine Expertengruppe die Neubewertung der gesundheitlichen Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder vorbereitet. Hierbei wurde explizit darauf hingewiesen, dass auch wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre zum Umdenken geführt haben. Ein Kernthema wird wohl die tumorfördernde Wirkung moderner Handys beinhalten. Neben hochfrequenten Feldern sollen viele weitere Substanzen und Tätigkeiten, u.a. Arbeiten im Sitzen, Benzin und Acrylamid eingehender untersucht und klassifiziert werden. Der gesamte Vorgang wird den Zeitraum von 2020 bis 2024 umfassen und wurde mit höchster Priorität versehen. In der Pressemitteilung der IARC wurde zudem noch einmal klar zur Sprache gebracht, dass niederfrequente Felder bislang nicht geprüft wurden und dass dies bis auf weiteres nicht vorgesehen ist. Es bleibt abzuwarten, ob diese Bekundungen in echten und ehrlichen Strahlenschutz zum Schutz der Bevölkerung ausschlagen.


Quellen:

https://monographs.iarc.fr/agents-classified-by-the-iarc/

https://www.iarc.fr/wp-content/uploads/2018/07/pr200_E.pdf

http://www.emf-forschungsprogramm.de/int_forschung/wirk_mensch_tier/Synopse_EMFStudien_2008.pdf

https://www.bfs.de/DE/themen/emf/mobilfunk/schutz/vorsorge/sar-handy.html

https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1397