« Italienisches Gericht erklärt Folgen von Mobilfunkstrahlung als Berufskrankheit »
„Die Leute, die bislang behaupteten, es gäbe gar kein Risiko, werden das künftig vermutlich nicht mehr sagen“ sagte Ron Melnick, Leiter einer Langzeitstudie des National Toxicology Programm (NTP). Die Studie beschäftigte sich mit dem Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und der Entstehung von Tumoren in Herz und Gehirn. Die Ergebnisse widersprechen dabei den bisherigen Erkenntnissen, dass Handystrahlung nicht schädlich für den menschlichen Organismus ist.
Wie beeinflusst Elektrosmog die Gesundheit?
Elektrosmog – so auch die Handystrahlung – löst im Körper eine ganze Reihe von Vorgängen aus und stört körpereigene Prozesse. Das liegt daran, dass die elektromagnetische Strahlung körpereigene Signale beeinträchtigt, die auf einem ähnlichen Weg übertragen werden wie elektrische Impulse. Ein direkter Kontakt mit elektrischem Strom ist dabei nicht nötig, weil die elektromagnetische Strahlung je nach Signalquelle Reichweiten von vielen Kilometern aufweisen kann. Dabei steigt in den Zellen die Zahl der sogenannten „freien Radikale“. Das sind chemische Verbindungen, denen ein Elektron fehlt. Um dieses Elektron zu bekommen, greifen sie eine körpereigene Zelle an und entwenden dieses.
Als Folge davon wird diese Zelle nun selbst zu einem freien Radikal. Es kommt zu einer endlosen Kettenreaktion. Dieser Vorgang wird oft als oxidativer Stress oder in diesem speziellen Fall auch als Elektrostress bezeichnet. Diese Kettenreaktion freier Radikale stört viele Prozesse im Körper. Die Folgen reichen von überlagerten Nervenimpulsen über eine verminderte Aufnahme von Botenstoffen bis zu einer Schädigung der DNA. Durch eine Kombination dieser Ursachen werden vorhandene Grunderkrankungen verschlimmert und die Wahrscheinlichkeit von Fehlbildungen, speziell Tumoren, steigt an.
Langzeitwirkung der Handystrahlung – Tumor als Berufskrankheit anerkannt
Ein Meilenstein ereignete sich im März 2017 als die Folgen von Mobilfunkstrahlung und damit die Auswirkung von Elektrosmog als Berufskrankheit anerkannt wurde. Das Arbeitsgericht der Stadt Ivrea gab einem Kläger Recht, der aussagte, er habe von Handystrahlung einen Tumor bekommen. Der Mann gab an, aus beruflichen Gründen über mehr als zehn Jahre täglich bis zu sechs Stunden mit dem Handy telefoniert zu haben. Mit ausschlaggebend war der Aspekt, dass der Tumor genau an der Stelle entstand, an welcher der Mann das Mobiltelefon immer hielt.
Die gesetzlichen Grenzwerte sind ausschließlich an die thermische Wirkung der elektromagnetischen Strahlung gebunden. Das bedeutet, viele Experten gehen davon aus, dass Elektrosmog der Gesundheit nur durch die Erwärmung der Zellen Schaden zufügen kann. Die Grenzwerte sind daher so ausgelegt, dass eine Erwärmung betroffener Körperstellen auf weniger als ein Grad Celsius beschränkt wird.
Dieses Gerichtsurteil stellt sich endlich auf die Seite der Experten, die behaupten, eine Schädigung der Zellen trete lange vor einer messbaren Erwärmung durch biologische Effekte auf.
Bereits 2012 folgte eine richterliche Bestätigung der Risiken durch Esmog
Tatsächlich gab es ein ähnliches Urteil 2012. Auch dort gab das Berufungsgericht von Brescia einem Mann Recht, der nach jahrelanger Handynutzung an einem Tumor erkrankte. Das Urteil wurde sogar vom höchsten Gericht Italiens bestätigt.
Veränderungen durch das Urteil
Das Urteil von 2017 stellt zwar aktuell noch einen Einzelfall dar und hat keinesfalls eine bindende Wirkung für andere Länder, aber es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dass Mobilfunkstrahlung schädlich ist, wird von Herstellern seit Jahrzehnten geschlossen verneint. Da nun immer wieder Langzeitstudien zu entgegengesetzten Ergebnissen kommen, wird sich diese eingefahrene Haltung höchstwahrscheinlich bald ändern. Eine Anerkennung der Folgen von Handystrahlung als Berufskrankheit würde Krankenkassen und Arbeitgeber zum Handeln zwingen. Das Urteil, welches Elektrosmog als Berufskrankheit anerkennt, könnte möglicherweise schon bald auf andere Länder übergreifen.
Möglicherweise finden nun auch andere Richter den Mut, den gleichen Schluss zu ziehen und öffentlich auszusprechen, dass Handystrahlung einen Tumor verursachen kann. Mit einer steigenden Anzahl der anerkannten Fälle wird das Thema mehr und mehr in die Öffentlichkeit gerückt. Dieser Vorgang verläuft allerdings schleichend und kann sich über Jahre hinwegziehen. Bis dahin helfen in erster Linie ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Handy und Maßnahmen zur Abschirmung der elektromagnetischen Strahlung.
US-Langzeitstudie der NTP – Tumor durch Handystrahlung nachgewiesen
Eine der größten Studien weltweit über die Schäden durch Elektrosmog kostete die US-Regierung etwa 25 Millionen Dollar und wurde mehrere Jahre sorgfältig geplant. Forscher bestrahlten dabei Mäuse und Ratten über mehrere Jahre mit typischen Frequenzen des CDMA- und GSM-Standards. Ein ausgewogenes Verhältnis von Bestrahlungs- und Pausenzeiten simuliert dabei ein realistisches Maß an Mobilfunkstrahlung. Als Ergebnis der Studie trat eine „geringe Auftretungshäufigkeit“ von Gliomen und Schwannomen zutage.
Die Schwannome entstanden dabei im Herzen, ein Gliom ist ein Tumor im Gehirn. Diese geringe Häufigkeit darf dabei keinesfalls unterschätzt werden, da es sich bei beiden Tumoren um äußerst seltene Erkrankungen handelt. In Europa liegt die Anzahl der jährlichen Gehirntumore bei vier bis zehn Fällen auf 100.000 Einwohner. Somit schlägt sich jeder einzelne Fall deutlich in der Statistik nieder und belastet die Krankenkassen mit enormen Kosten.
Wie Sie sich vor Esmog durch Mobilfunkstrahlung schützen
Handy-Benutzungstipps
Um die Gefahr von Tumoren durch Handystrahlung zu reduzieren, hilft in erster Linie eine Verminderung der Zeiten, in denen mobil telefoniert wird. Festnetztelefone bieten eine gute Ausweichmöglichkeit, sofern der Hörer über ein Kabel mit der Basisstation verbunden ist. Abgeschirmte Kabel und abgeschirmte Steckdosenleisten können hierbei verwendet werden.
Handytelefonate sollten nur in Bereichen mit gutem Empfang durchgeführt werden, damit das Telefon möglichst wenig Sendeleistung benötigt. Das Telefonieren mit einer Freisprechanlage oder dem Headset vergrößert den Abstand zum Kopf. Vom Tragen des Handys in einer Hosentasche ist abzusehen.
Abschirmkleidung gegen Mobilfunkstrahlung
Abschirmkleidung mit eingenähten metallischen Fäden ist in der Lage, die elektromagnetische Strahlung wie ein Spiegel zurückzuwerfen und kann auch unter der normalen Kleidung getragen werden. Sie bietet einen guten Schutz für unterwegs, wenn keine baulichen Maßnahmen getroffen werden können.
Beispiele hierfür sind die Autofahrt, der Büroalltag oder die Arbeit am Messestand. Es sind unter anderem Shirts, Unterhosen, Kopftücher und Pullover als Abschirmkleidung erhältlich.
Der Einsatz effektiver Esmog Messtechnik
Wer sich darüber klar werden möchte, wie hoch die aktuelle Belastung durch Strahlung ist, sollte von Zeit zu Zeit den Elektrosmog messen. Sowohl für hochfrequente als auch für niederfrequente Felder sind die passenden Messgeräte erhältlich.
Zusammengefasst kann gesagt werden: Handystrahlung unterstützt die Tumorbildung
Eine der größten Studien zum Thema Mobilfunkstrahlung konnte eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Bildung von Tumoren in Herz und Hirn feststellen und ein italienisches Gericht erkannte die Folgen von Elektrosmog als Berufskrankheit an. Dies sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem verantwortungsbewussten Umgang von Wirtschaft und Politik mit diesem Thema.
Wie bei anderen vergangenen Erfindungen kommt die Freude über die Möglichkeiten stets vor der Kenntnisnahme der damit verbundenen Gefahren. Einige Hersteller bleiben bereits weit unter den aktuellen Grenzwerten, jedoch längst nicht alle. Es bleibt zu hoffen, dass sich vermehrt Menschen für das Thema Elektrosmog sensibilisieren lassen, damit der Druck auf Anlagenbetreiber und Mobiltelefonhersteller wächst. Nur so kann es zu einer verbindlichen Herabsetzung der gesetzlichen Grenzwerte für die Handystrahlung kommen.