Powerline Communication
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Powerline Communication

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Ein Powerline Communication System ist schnell installiert. Über das Stromnetz hat man damit im ganzen Haus Zugriff auf das Internet. Die Hersteller vermarkten diese Technik als strahlungsarme Alternative zu WLAN. Ist Powerline Communication tatsächlich unbedenklich oder entsteht auch hier Elektrosmog? 

Internet über die Steckdose 

Das Internet kommt im Allgemeinen über Kabel in das Haus. Ein angeschlossener Router mit WLAN ermöglicht dort den drahtlosen Zugriff in der ganzen Wohnung. Die Funkwellen und die daraus entstehende Strahlungsbelastung sind mittlerweile in Kritik geraten. Daher wird als eine Alternative ohne Elektrosmog die Powerline Communication (PLC) Technologie von der Industrie vermarktet. Dieses System überträgt die Daten leitungsgebunden im Stromnetz. Es müssen keine zusätzlichen Kabel verlegt werden. Analog zu WLAN verwendet man oft auch den Begriff dLAN als Abkürzung für direct LAN.  

Kabelsalat in einer Wohnung
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Wie installiert man dLAN? 

Für die Installation steckt man zwei Adapter in je eine Steckdose ein. Diese bauen eine gegenseitige verschlüsselte Verbindung über das Stromnetz auf. Der sendende Adapter moduliert im Hochfrequenzbereich zwischen 2 MHz und 68 MHz ein Signal auf die Netzfrequenz von 50 Hertz. Das Gegenstück demoduliert dieses Signal wieder und leitet die empfangenen Daten an die angeschlossenen Geräte weiter. Jedes Endgerät mit einer Ethernet Schnittstelle wie PC, Drucker Fernseher etc. kann man dadurch über die Adapter mit dem Netzwerk verbinden.

dLan Stecker - Powerline Communication
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Aus der Sicht des Stromnetzes sind dLAN Signale Störungen, die aber keine Auswirkungen auf die Stromversorgung haben. Powerline Communication nutzt Phase und Neutralleiter im Kabel sowie für höhere Geschwindigkeiten neuerdings auch den Schutzleiter. Damit kann man theoretisch bis zu 1200 Megabit pro Sekunde an Daten übertragen. Dieser Wert übertrifft sogar die Leistung von WLAN. In der Praxis erreichen die Adapter diese Geschwindigkeit aber nicht annähernd. Verschiedene Faktoren wie Leitungslänge, Dämpfung, Störquellen und Qualität der Installation verringern die Übertragungsrate deutlich.  

Das ganze Stromnetz strahlt 

Im Vergleich zu Mobilfunk sendet WLAN mit einer deutlich geringeren Strahlungsstärke. Im Lauf der Zeit ist die Anzahl an Geräten stetig angestiegen, so dass WLAN einen immer größeren Anteil am Elektrosmog (kurz Esmog) im Haushalt hat. Als Alternative zur drahtlosen Kommunikation verwendet eine direct LAN Installation das Stromnetz für eine leitungsgebundene Übertragung. Aufgrund der Modulation mit einem hochfrequenten Signal wird ebenfalls Elektrosmog durch Powerline Communication erzeugt. In einem Punkt unterscheiden sich beide Technologien: WLAN-Strahlung tritt in Form von Hotspots auf. Rund um den Router und die Empfänger ist die Strahlungsintensität hoch. Diese nimmt mit wachsender Entfernung schnell ab.

In Räumen ohne WLAN reduziert sich der Esmog je nach Abstand zum WLAN-Router, Zwischenwänden usw. Im Gegensatz dazu verteilt sich die dLAN-Strahlung relativ gleichmäßig über das ganze Haus. Das Stromnetz wirkt hier als eine Antenne für kurzwellige Strahlung. Da in den meisten Fällen die Elektroinstallation ungeschirmt ist, verwandelt die Powerline Communication Technologie alle Wände der Wohnung sowie auch die Anschlusskabel der Elektrogeräte zu Sendern. In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus sind heute über 100 Steckdosen sowie ein bis mehrere Kilometer Kabel in den Wänden und Decken verbaut. Als Ergebnis liegt die Belastung durch dLAN-Strahlung an Schlafstätten deutlich über dem Richtwert SBM2008 („Standard der baubiologischen Messtechnik“) für elektrische Feldstärken.  

Elektriker installiert Steckdosen
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Und was bedeutet das konkret? 

Die gesundheitlichen Auswirkungen von hochfrequenter Strahlung sind durch eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen eindeutig belegt. Auch die WHO stufte daher hochfrequente Strahlung als „möglicherweise krebserregend“ ein. Neuere Untersuchungen weisen in Tierversuchen einen eindeutigen statistischen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und hochfrequenter Strahlung auch unterhalb der aktuellen Grenzwerte nach. Außerdem gibt es Menschen, die auf Elektrosmog sensitiver und empfindlicher reagieren als der Durchschnitt. Besonders diese Personen können eine Vielzahl von nicht spezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit entwickeln. Insgesamt sind die gesundheitlichen Folgewirkungen von dLAN aktuell nicht abzuschätzen und daher ein Risiko.  

Die einzige Möglichkeit, den Elektrosmog durch Powerline Communication zu reduzieren, besteht in einer Abschirmung der Hausinstallation durch geschirmte Kabel. 

Geschirmte PC-Steckdosenleiste D6744, 6-fach

Internet über Steckdose mit dLAN – weitere Nachteile 

Je nach Qualität der Verkabelung, Verdrahtung in den Schaltkästen etc. schwankt die Qualität der Übertragung. Zusätzlich senden angeschlossene Elektrogeräte Störstrahlungen in das Stromnetz. Auch innerhalb eines Haushaltes kann die Geschwindigkeit je nach Steckdose deutlich unterschiedlich sein. Während des Betriebs kann sich die Übertragungsrate durch Störungen verändern, wenn zum Beispiel der Kühlschrank anspringt oder jemand ein Licht einschaltet. Verbindungsabbrüche treten dadurch immer wieder auf. 

Mann sitzt verärgert vorm Laptop - Probleme bei der Powerline Communication
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Am Stromzähler sollte theoretisch eine direct LAN Verbindung enden. Praxistests zeigen, dass in einigen Fällen das Signal auch hinter dem Stromzähler im Netz des Nachbarn noch vorhanden ist. Die Verbindung kann damit gehackt werden.  

Einige Geräte wie Tablets, Handys oder Lampen funktionieren nur über WLAN. Viele setzen Powerline Communication daher oft nur als Ergänzung ein, an das sie den PC und einige ausgewählte Geräte anschließen. Man hat damit eine weitere Quelle für Elektrosmog durch Powerline Communication.  

Die schnellste Geschwindigkeit für das Internet liefert immer noch ein leitungsgebundener Ethernet Anschluss. Soweit es irgendwie möglich ist, sollte man die Leitungen dazu verlegen. Auch für die Gesundheit ist diese Variante absolut unbedenklich. Es sind außerdem keine zusätzlichen Geräte notwendig, die Kosten verursachen und Strom verbrauchen.  

Person steckt Ethernet Kabel in einen Laptop
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Wie kann man Elektrosmog durch Powerline Communication vermeiden? 

Eine dLan Installation kann nur dann eine Alternative sein, wenn man geschirmte Kabel einsetzt. In Altbauten sind diese nur selten eingebaut. Um die dLAN-Strahlung abzuschirmen müsste man daher das Stromnetz neu verkabeln. Alleine für die Installation einer Powerline Communication wäre dies unverhältnismäßig teuer. Realistisch gesehen lohnen sich geschirmte Kabel daher nur in Neubauten oder wenn die elektrische Verkabelung ohnehin erneuert wird. Im Zuge größerer Renovierungsmaßnahmen wird oft auch die vorhandene Elektroinstallation erneuert. Als eine Maßnahme könnte man die Stromleitungen abschirmen und geschirmte Installationsdosen einsetzen.  

Ein abgeschirmtes Kabel ist mit einer Metallfolie wie zum Beispiel aus Aluminium als Schutz ummantelt und wirkt wie ein faradayscher Käfig. Die elektrischen Felder bleiben innerhalb der Mantelleitung. Als Ergebnis werden so elektrische Felder deutlich reduziert. Ein abgeschirmtes Kabel ist durch den höheren Produktionsaufwand und die geringeren produzierten Mengen teurer als ein herkömmliches Stromkabel. Die Installation ist etwas aufwendiger, jedoch nicht sehr wesentlich. Da eine nachträgliche Abschirmung nur noch schwer durchzuführen ist, kann sich der Mehraufwand als Investition in die Zukunft dennoch lohnen.  

Geschirmte Mantelleitung (N)YM(St)-J | 3 x 1,5 mm²

Ohne geschirmte Leitungen sollte man auf Powerline verzichten. Ein einzelner PC kann direkt mit einem Kabel an den zentralen Router angeschlossen werden. Nachts lässt sich notfalls die WLAN-Funkübertragung einfach deaktivieren und man kann in einer strahlungsarmen Umgebung ohne Esmog schlafen. Es gibt also viele bessere Möglichkeiten als dLAN. Nicht zuletzt würde eine Lichtverbindung genannt VLC bzw. LiFi die deutlich bessere Alternative als dLAN darstellen.


Quellen
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/FAQ-zu-Elektrosmog-und-Mobilfunkstrahlung,elektrosmog106.html
https://www.heise.de/select/ct/2018/2/1515289161647019