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Elektrohypersensibilität

«Warum zeigen nicht alle Menschen Symptome?»

Elektrohypersensibilität (EHS) ist eine gesundheitliche Erkrankung, die aus Sicht der Betroffenen auftritt, wenn sie elektrischen, magnetischen oder elektromagnetischen Feldern ausgesetzt sind. Es treten nicht spezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Übelkeit auf. Nach Aussagen des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) bezeichnen sich knapp zwei Prozent der deutschen Bevölkerung als elektrosensibel.

Mögliche Ursachen für Elektrohypersensibilität

Die Summe der elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Strahlung, die auf den Menschen einwirkt, bezeichnet man als Elektrosmog. Im Haushalt erzeugen das Stromnetz sowie die daran angeschlossenen Geräte niederfrequente elektrische und magnetische Felder in der Netzfrequenz von 50 Hertz. Elektrische Felder und magnetische Felder im Bereich von 100 Kilohertz bis 300 Gigahertz bezeichnet man als hochfrequent.

Da bei diesen hohen Frequenzen die Felder eng gekoppelt sind, verwendet man hierfür den Begriff elektromagnetisch. Quellen im häuslichen Umfeld für elektromagnetische Strahlung sind WLAN, Mobilfunk oder schnurlose Telefone. Im beruflichen Umfeld ist man ähnlichen Belastungen ausgesetzt. Auch im Verkehrsbereich strahlen Verkehrsmittel wie die Bahn oder Autos eine Vielzahl unterschiedlicher Felder aus. Dies betrifft übrigens nicht nur Elektroautos, sondern auch konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

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In den letzten Jahren hat die Zahl der Quellen stetig zugenommen, die zum Elektrosmog beiträgt. Parallel dazu ist auch die Zahl derjenigen gestiegen, die sich selbst als elektrohypersensibel bezeichnen und als Folge davon Beschwerden haben. Die Betroffenen sehen als Ursache die dauerhafte Belastung durch elektromagnetische Felder und sind damit keineswegs alleine, eine Vielzahl an Studien untermauern wissenschaftlich ihre Beschwerden. Leider werden diese leidenden Menschen oft missverstanden oder gar mit einer psychischen Belastung abgestempelt. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen jedenfalls für sie.

Elektrosensibilität und die Symptome

Die Symptome der Krankheit können sehr unterschiedlich sein. Die Beschwerden umfassen Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Übelkeit, Herzklopfen, Schwindel und Schlafstörungen. Die Symptome sind nicht spezifisch, sondern können auch bei vielen anderen Krankheiten auftreten. Betroffen sind elektrosensible Personen, sobald sie sich im Umfeld von Quellen elektromagnetischer Strahlung befinden. Bei Elektrosensibilität können Symptome schon mit Strahlungen auftreten, die weit unter den Grenzwerten liegen und bei anderen Menschen noch keine Beschwerden verursachen. Elektrosensitive Personen können hingegen nachweisbar schwache elektromagnetische Felder wahrnehmen.

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In ausgeprägten Fällen leiden Betroffenen so sehr unter den Folgen, dass sie ihren Lebensstil ändern müssen und beruflich nicht mehr tätig sein können. Da eine eindeutige Bestimmung von EHS als Ursache der Symptome nur schwer möglich ist, reagiert die Umgebung oft hilflos. Die Betroffenen fühlen sich daher häufig von ihrem Umfeld isoliert und allein gelassen. Dazu kommt das EHS in Deutschland nicht anerkannt ist und Ärzte selten ausreichend Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung haben.

In Schweden wird EHS seit 2002 als funktionelle Behinderung anerkannt, die durch die Umwelt ausgelöst wird. Der Staat bezahlt für Betroffene Schutzmaßnahmen. Damit haben Elektrosensible nicht nur ein Recht auf Unterstützung, sondern auch ein Recht auf einen elektrosmogfreien Arbeitsplatz. Dies bedeutet nicht, dass EHS in Schweden eine anerkannte und nachgewiesene medizinische Diagnose ist, sondern die Entscheidung wurde auf der Grundlage einer realen Behinderung der betroffenen Personen getroffen.

Warum sind nur einige Menschen betroffen

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO wird Elektrohypersensibilität nicht durch Mobilfunkstrahlung direkt verursacht, sondern vor allem durch die Angst vor den Auswirkungen der unsichtbaren Felder. Dagegen stuft die Europäische Akademie für Umweltmedizin (EUROPAEM) Elektrohypersensibilität als chronische Multisystemerkrankung verursacht durch Umwelteinflüsse ein. Hunderte Studien untermauern die Ansicht der EUROPAEM

Sämtliche Diskussionen um Elektrohypersensibilität drehen sich um die sogenannten nicht-thermischen Effekte, die auch bei niedriger Dosierung beobachtet werden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass nicht unbedingt die Höhe der Strahlungsleistung, sondern schon bereits schwache elektromagnetische Strahlung bei hypersensiblen Personen zu Beschwerden führen. Auch wenn der Zusammenhang bisher als wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen gilt, sind die Symptome real und müssen ernstgenommen werden.

Die Vergangenheit zeigt, dass oft die Risiken von Technologien lange Zeit unterschätzt wurden. Bekannte Beispiele hierfür sind die Auswirkungen von Röntgenstrahlen oder Asbest. Bei letzterem dauerte es Jahrzehnte, bis die krebserregende Wirkung nachgewiesen und ein Verbot durchgesetzt wurde.

Welche Maßnahmen gibt es für Betroffene

Es ist heute so gut wie nicht mehr möglich, sich Elektrosmog völlig zu entziehen. In irgendeiner Form ist man immer von elektromagnetischer Strahlung umgeben. Die Belastung wird auch in Zukunft weiter stark ansteigen. Der Einzug von Smarthome, fernsteuerbaren Lampen, intelligenten Geräten vom Kühlschrank bis zum Saugroboter oder der Amazon Alexa im Kinderzimmer sorgen für eine unkontrollierbare Ausweitung der Strahlen.

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Falls Betroffene für Elektrosensibilität Symptome zeigen, können bauliche Maßnahmen helfen, die elektromagnetische Wellen erst gar nicht in das Innere des Gebäudes lassen. Dies kann zum Beispiel durch den Einbau von Abschirmgewebe in Wänden und Dach geschehen.

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In Mietwohnungen stehen Abschirmfarben als Anstrich für die Wände zur Verfügung. Netzfreischalter können Belastungen aus dem Stromnetz durch Abschaltung der Spannung minimieren, wenn z.B. Nachts im Schlafzimmer kein Verbraucher aktiv ist. Mit diesen Maßnahmen kann Elektrosmog durch Abschirmung reduziert werden. Natürlich gehört dann auch der weitgehende Verzicht für Betroffene auf kabellose Technologie in der Wohnung dazu.


Quellen:

https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail?newsid=346
https://www.elektrosensibel-muenchen.de/haeufig-gestellte-fragen.html
https://www.netdoktor.at/krankheit/elektrohypersensitivitaet-6893494